In Ankündigung der Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) ist die Diskussion über die Wärmepumpenheizung in Gang gekommen. Im folgenden Beispiel hat ein Ehepaar in Düsseldorf Bilk für ihr Reihenendhaus bereits 2010 statt eines notwendigen Anstriches mit Reparatur des Wandputzes an der Außenwand der Reihenhauszeile einen Vollwärmeschutz angebracht.
Seitdem wurden die folgenden Arbeiten zur Sanierung erledigt:
2010 | Vollwärmeschutz an der Außenwand der Reihenhauszeile mit 140 mm Isoliermaterial KfW-Förderung: |
13.612 € -1.250 € |
2020 | Ertüchtigung der Hauselektrik: Potenzialausgleich mittels Tiefenerder, Einrichtung eines neuen Zählerschranks mit FI-Schutz | 5.380 € |
2021 | Austausch der 40 Jahre alten Fenster | 14.600 € |
Die aus dem Jahre 1987 stammende Ölheizung kam an ihr Laufzeitende, die Reparaturen nahmen zu und die Ersatzteilbeschaffung gestaltete sich schwieriger und kostspieliger. Der Ersatz der Ölheizung stand im Raum mit einem zeitlichen Spielraum von ein oder zwei Jahren. Etwa Mitte des Jahres 2021 wurde der Tausch beschlossen. Nach Bewertung der möglichen Heizungen fiel die Entscheidung zu Gunsten einer Luft-Wasser-Wärmepumpe. Dabei sollte die Warmwasserversorgung wie bisher dezentral mit Durchlauferhitzern erhalten bleiben.
Das Haus wurde 1937 als Zweifamilienhaus gebaut. Auf einer Grundfläche von 6 x 11.5 m befinden sich über dem Keller zwei Wohnetagen mit geschlossener Geschossdecke zum Dachboden. Die beheizte Wohnfläche beträgt 153 m².
Für die alte Ölheizung waren noch die Rechnungen der letzten zwölf Jahre für den Öleinkauf nach der Sanierung der Außenwand vorhanden. Daraus ergaben sich für zwölf Heizperioden ein Ölverbrauch von 19.011 Liter und Ölkosten von insgesamt 11.312,83 €. Der mittlere Ölpreis betrug 0,60 €/l mit Schwankungen ohne klare zeitliche Tendenz zwischen 0,36 € und 0,74 €/l. Aus dem jährlichen Ölverbrauch von 1.584 l/a ergibt sich mit dem Heizwert von 9,8 kWh/l für Heizöl ein jährlicher Wärmeverbrauch von 15.000 kWh/a. Mit der Wohnfläche = beheizte Fläche von 153 m² lässt sich so der Wärmeenergieverbrauchskennwert auf ca. 100 kWh/m2 abschätzen. Das ist für einen Altbau aus den 1930iger Jahren ein guter Wert. Damit ist das Haus für die Beheizung mit Hilfe einer Luft-Wasser-Wärmepumpe durchaus gut geeignet.
Im Oktober 2021 wurden im ersten Schritt für den Förderantrag bei der Bundesanstalt für Wirtschafts-förderung und Ausfuhrkontrolle (BAFA) das Sanierungskonzept erstellt und der Förderantrag eingereicht. Die Bewilligung kam innerhalb weniger Wochen. Etwas schwieriger gestaltete sich die Auswahl eines geeigneten Anbieters. Der erste Installateur wollte sich nur auf eine Gasbrennwertheizung (Angebotspreis 13.900 €) einlassen. Der zweite schaute sich alles sehr genau an und gab auch ein solides Angebot ab. Der dritte ging halbherzig zur Sache und verfasste ein Alibiangebot. Mitte Dezember 2021 wurde der Auftrag logischerweise an den Installateur mit dem soliden Angebot vergeben. Wegen sich verzögernder Lieferzeiten verzögerte sich der Baubeginn immer wieder. Am 15. September 2022, rechtzeitig vor Beginn der Heizperiode, konnte die neue Heizung im Betrieb genommen werden.
Der Austausch der alten Ölheizung gegen die neue Heizung mit Wärmepumpe und Gasbrennwert-heizung für die kalten Tage erforderte die nachfolgend zusammengetragenen Investitionen, die auch Bestandteil des Förderantrags bei der BAFA waren:
Sanierungsplan, Beratung, Projektabwicklung (Rechn.-Betrag 1.625€) Eigenanteil: | 325,00 € |
Erdgasanschluss für die Gasbrennwertheizung zur Unterstützung an kalten Tagen (-5°C) | 2.249,19 € |
Erweiterung des el. Hausanschlusses auf 64 A, FI-Schutzschalter, Elektroanschluss für die Wärmepumpe im Heizungskeller (eigener Zähler mit Stromtarif für die Wärmepumpe) |
3.356,95 € |
Heizkörpertausch wegen Korrosion und neue Thermostatventile, hydraulischer Abgleich | 5.626,44 € |
Demontage der Ölheizung, Lieferung und Montage von Wärmepumpe und Gastherme (Kosten für die Gastherme, ohne Montageanteil 5.300€) | 29.444,94 € |
Summe | 42.767,39 € |
Förderung 45% (Auszahlung erst Anfang März 2023, fünf Monate nach Fälligkeit der letzten Rechnung) |
19.286,00 € |
Neben der Investition interessieren natürlich auch die Energiekosten. Vorab kann festgestellt werden, dass bei einem Gasverbrauch von 5 m³, der den Tests und Messungen des Schornsteinfegers zuzuschreiben ist, davon ausgegangen werden kann, dass die Gastherme in der ersten Heizperiode überhaupt nicht in Betrieb genommen werden musste. Der Wärmeverbrauch wurde demzufolge allein von der Wärmepumpe abgedeckt. Für die Energiekosten fallen so gesehen nur die Stromkosten an. Der Stromverbrauch wird am Stromzähler für die Wärmepumpe registriert. Für die gesamte Heizperiode betrug der Stromverbrauch 3.327 kWh/a. Der monatliche Verbrauch korreliert recht gut mit den mittleren Temperaturen für den jeweiligen Monat. Die Wärmemessung, die mit der Handy-App oder im Webportal des Wärmepumpenherstellers einsehbar ist, zeigte eine Wärmemenge über die Heizperiode von 15.338 kWh/h. Für die Monate März, April und Mai wurden Wärmemengen angezeigt, die für die gemessenen mittleren Temperaturen zu hoch sind und im Vergleich zu den gemessenen Strommengen zu irrealen Arbeitszahlen von über fünf bis neun führen. Unter der Annahme, dass die gemessene Strommenge von 3.327 kWh/a korrekt ist und Luft-Wasser-Wärmepumpen in der Regel Arbeitszahlen zwischen 2,5 und 3,5 erreichen, lässt sich ein Wärmeverbrauch zwischen 8.500 und 12.000 kWh/a schätzen. Leider konnten sowohl der Installateur als auch die Hotline des Wärmepumpenherstellers bei der Suche nach den Ursachen der Diskrepanz der gemessenen und der aus der Strommenge abgeschätzten Werte nicht helfen.
Vor diesem Hintergrund werden nachfolgend die Energiekosten analysiert:
Wärmemenge | Öl-, Gas- bzw. Strommenge | Preis | Kosten | Bemerkungen | |
Alte Ölheizung nach 2010 |
15.000 kWh | 1.584 l | 0,60 €/l | 945 €/a | mittl. Ölpreis über zwölf Betriebsjahre (letzte Lieferung Ende 2020) |
Wärmepumpe | 12.000 kWh | 3.327 kWh/a | 0,306 €/kWh | 1.018 €/a | Wärmepumpentarif der Stadtwerke Düsseldorf |
fiktive Gasheizung | 12.000 kWh | 1.010 m3/a | 0,12 €/kWh | 1.440 €/a | Gaspreisdeckel, akt. swd-Tarif: 0,1345 €/kWh |
fiktive Ölheizung | 12.000 kWh | 1.111 l | 0,80 €/l | 889 €/a | Aktueller Ölpreis Tecson 2023) |
Die gleiche Analyse mit der Wärmemenge aus der Wärmemessung von 15.338 kWh würde entsprechend höhere Kosten für die fiktive Gasheizung von 1.840 €/a bzw. für die fiktive Ölheizung von 1115 €/a ergeben.
Nach der Berg- und Talfahrt der Energiepreise in der Energiekrise 2022 sind die Energiepreise mit Vorsicht zu genießen. Der tabellarischen Analyse zufolge sind die Energiekosten der Ölheizung und der Heizung mit der Wärmepumpe nahezu gleich, während die Kosten für die Gasbrennwertheizung signifikant höher liegen. Wegen der zunehmenden Verknappung der fossilen Energieträger und ihrer CO2-Bepreisung werden die Kosten zugunsten der Heizung mit der Wärmepumpe zukünftig weiter auseinanderlaufen.
Fazit:
- Die Investitionen für den Ersatz einer alten Heizung durch eine Heizung mit der Wärmepumpe sind erheblich
- Die Wartezeit von der Inbetriebnahme bis zur Auszahlung der Förderleistung von fünf Monaten, die erhebliche Anstrengungen zur Zwischenfinanzierung erfordert, ist für viele nicht finanzierbar, eigentlich nicht zumutbar. Sie muss deutlich verkürzt werden.
- Die aufgeführten Investitionen enthalten mit dem Wärmeschutz der Außenwand, dem Austausch der Fenster, Erneuerung der Heizkörper, Ertüchtigung der Hauselektrik diverse Maßnahmen, die zur Erhaltung des Wertes der Immobilie sowieso aufzuwenden sind.
Für Altbauten und ältere Bestandsimmobilien sind in der Regel Maßnahmen zur energetischen Sanierung erforderlich, die einerseits erhebliche Kosten verursachen, andererseits aber der Erhaltung und Wertsteigerung der Immobilie dienen, die Gebäudesicherheit verbessern und darüber hinaus Kosten für den Energieverbrauch sparen.
Ein großer Teil der Investition wird mit der Förderung durch BAFA, KfW, Land NRW und Kommunen auf ein erträgliches Maß reduziert.
- Die Amortisierung aller Investitionen durch Einsparungen bei den Energiekosten darf nicht das einzige Kriterium für die Entscheidung sein. Im Einzelfall kann sich herausstellen, dass die Einsparungen durch den Einbau einer Wärmepumpe nicht realisiert werden können, in der Mehrzahl der Fälle ist aber mit deutlichen Heizkostenreduzierungen zu rechnen.
- Es ist zu erwarten, dass die Kosten für die fossilen Energieträger wegen ihrer Verknappung und der CO2-Umlage im Vergleich zu den Stromkosten aus erneuerbaren Energiequellen erheblich stärker ansteigen werden.
- Die Erfahrung mit dem Heizungshandwerk zeigt, dass nicht alle bereits für die Energiewende gerüstet sind. Das betrifft sowohl die Technik als auch die Anforderungen für die Digitalisierung der Steuerung und Bilanzierung komplexer Heizungssysteme.
Gerne kann der Vortrag auch für euren Ortsverein angefragt werden!
Text von: Seniors for Future, Düsseldorf (SENFF),
Jochen Leben (jochen.leben@nullt-online.de)
Dr. Volker Thiele (volker_thiele@nullunitybox.de)