Sozialpolitik hat viele Gesichter. Sie muss da helfen, wo es notwendig ist. Die Methadon-Ambulanz ist eine wichtige und anerkannte Einrichtung, die schwerstsüchtigen Menschen seit Jahren erfolgreich hilft, sagt Rajiv Strauß, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion. Sie zu schließen, wäre ein schwerer Rückschlag für die Drogenpolitik der Stadt und für die betroffenen Menschen.
Im Ausschuss für Gesundheit und Soziales (AGS) soll am 6. Februar eine Vorlage der Verwaltung beraten werden. Diese sieht eine Schließung der Methadonambulanz in Benrath vor und eine Reduzierung des zu betreuenden Patientenkreises bei der verbleibenden Methadonambulanz an der Flurstrasse. Rund 100 suchtkranke Menschen sollen künftig von niedergelassenen Ärzten betreut werden.
Das ist ein qualitativer Rückschritt, sagt Strauß. In der Ambulanz haben die Kranken einen Aufenthaltsraum und werden auch sozial betreut. Bei den Ärzten wird nur das Methadon verabreicht.
Strauß sieht auch Probleme für die Anwohnerinnen und Anwohner der Praxen, die nun mehr Patienten bekommen: Die Beispiele Kamper Acker und Roßstrasse sollten allen Beteiligten eigentlich Warnung genug sein. Bis heute kriegt die Stadt die Probleme mit den Süchtigen, die sich dort regelmäßig im Umfeld der Arztpraxen versammeln, nicht in den Griff. Wenn nun weitere 100 Patienten dazu kommen, wird das die Probleme vervielfachen. Damit hat sich die Ankündigung von Oberbürgermeister Elbers, dass Einsparungen nicht zu Belastungen für die Bürgerinnen und Bürger führen dürfen, wohl erledigt.
Strauß vermutet, dass insbesondere die Vorgabe der schwarz-gelben Ratsmehrheit, Personal zu sparen, maßgeblich für die Vorlage der Verwaltung war. Der zuständige Gesundheitsdezernent ist ja zugleich auch Personaldezernent. Es kann aber doch nicht so sein, dass die Personalpolitik die Inhalte der Sozialpolitik bestimmt. Da wird das Pferd von hinten aufgezäumt.
Strauß weist noch auf ein anderes Problem hin: Wenn wir die Methadonambulanz dermaßen reduzieren, ist damit auch die von allen Fraktionen befürwortete Einrichtung einer Diamorphinausgabestelle erheblich gefährdet. Die sollte nämlich als Kombilösung an der Flurstrasse entstehen. Das wäre dann wohl nur noch schwer darstellbar.
Strauß will deshalb im Ausschuss dafür plädieren, die Vorlage zunächst nicht zu beschließen, sondern erst einmal die künftige Ausgestaltung der städtischen Drogenhilfe mit allen Beteiligten zu diskutieren. Wir sollten uns darüber unterhalten, was wir wollen und was wir dafür an Einrichtungen brauchen. Bis dahin dürfen durch eine Schließung keine Fakten geschaffen werden.