von Alexander Schulte
Nach wie vor droht der Krefelder Finanzskandal Manfred Abrahams auch in Düsseldorf einzuholen. Was und wann wusste der damalige Krefelder und jetzige Düsseldorfer Kämmerer von der falschen 800.000-Euro-Überweisung im Juli 2008 an ein Unternehmen, das ein paar Tage später Insolvenz anmeldete? Offiziell will Abrahams erst am 8. Mai 2009, also zehn Monate später, informiert worden sein. Und wiederum erst ein Jahr später, am 19. Mai 2010, wurde die Panne im Krefelder Rechnungsprüfungsausschuss öffentlich. Für die Krefelder SPD ist die Sache klar: Sie spricht von Vertuschung und Lüge; und siedelt die Verantwortung ganz oben an, bei Oberbürgermeister Kathstede und Ex-Kämmerer Abrahams.
Demgegenüber kommt Abrahams an seiner neuen Wirkungsstätte in Düsseldorf bislang recht ungeschoren davon. Doch das könnte sich bald ändern. Am Montagabend informierte sich eine Delegation der SPD-Faktion bei den Genossen in Krefeld detailliert über die Vorgänge. Und das war nicht erfreulich", resümiert SPD-Fraktionschef Markus Raub. Er wolle Abrahams keinen Vorsatz unterstellen, aber klar sei zweierlei: Es hat in seinem Zuständigkeitsbereich erhebliche Organisationsmängel gegeben. Und er hat laut Rechnungsprüfungsamt eindeutig die Herausgabe des Prüfberichts zu den Pannen massiv verzögert und den dann auch noch geschönt." Zudem habe er die Unwahrheit gesagt, als er behauptet habe, dass es sich bei der Fehlbuchung um ein singuläres Ereignis gehandelt habe. Raub: "Da wusste er bereits von weiteren Fehlbuchungen."
Die CDU stellt sich heute auf einer Pressekonferenz hinter Abrahams. In Krefeld habe man sich nicht informiert, dafür eingehend den Kämmerer selbst befragt. "Er hat uns alles plausibel erklärt. Dass da dicke Fehler passiert sind, ist klar, die sind aber auch schon in der Düsseldorfer Kämmerei vorgekommen", sagt Fraktionschef Friedrich Conzen.
In Krefeld untersucht jetzt eine Anwaltskanzlei mögliche juristische Folgen der Affäre, auch Regierungspräsident Büssow ist eingeschaltet. So richtig in die Bredouille geraten könnte Abrahams, wenn herauskäme, dass er viel früher als behauptet von der Panne erfahren hat. Denn dann könnte sich auch Düsseldorfs OB Dirk Elbers hintergangen fühlen.