SPD und Grüne stellen sich hinter Karin Kortmann

Bei den Grünen hatte es die Bundestagsabgeordnete, die am 23.06. ihren 49. Geburtstag feiert, deutlich schwerer. Mehr als eine Stunde lang diskutierte die grüne Basis im Brauhaus am Dreieck darüber, ob es sinnvoll sei, ohne eigenen Bewerber in den Wahlkampf zu gehen. "Wir werden der Schwanz der SPD", kritisierte etwa Jürgen Gocht, der für die Grünen in der Bezirksvertretung 6 (Stadtnorden) sitzt.

Nach heftiger Diskussion durfte sich die Kandidatin – die derweil bei Bionade draußen warten musste – selbst vorstellen. Am Ende überzeugte sie doch eine deutliche Mehrheit: 41 von 51 Mitgliedern stimmten für sie, also gut 80 Prozent. "Für grüne Verhältnisse ein außerordentliches Ergebnis", freute sich Parteichefin Mona Neubar.

Bei der SPD war zuvor nur einmal Spannung aufgekommen: Ein Raunen ging durch die Aula der Heinrich-Heine-Gesamtschule, als sich der frühere Fraktionschef Hans-Otto Christiansen zu Wort meldete. Er gilt als einer der internen Kritiker Kortmanns. Würde er sich gegen ihre Bewerbung aussprechen? Er tat es nicht, stellte sich stattdessen hinter sie. Da war selbst Kortmann erleichtert: Nach seinem Redebeitrag herzte sie Christiansen voller Freude.

Rückendeckung bekam sie auch von der Grünenchefin Neubaur, die als Gastrednerin auftrat. Mit Blick auf den Wahltermin am 31. August sagte sie: "Wir haben 71 Tage, um klar zu machen, das Karin Kortmann mehr ist als Nicht-Dirk-Elbers."

Wofür sie steht, erklärte Kortmann in ihrer 40-minütigen Rede: "Für eine Politik, die Bürgerbeteiligung fördert, Stadtteile stärkt, Städte und Gemeinden des Umlandes einbezieht, Nachhaltigkeit zum Maßstab erklärt, das Tafelsilber nicht verscherbelt, in der Menschen gesunde Luft atmen und saubere Energie bezahlen können." Der Planung für einen Kohleblock am Kraftwerk in der Lausward erteilte sie erwartungsgemäß eine klare Absage. Das war eine Bedingung der Grünen gewesen.

Kortmanns Nominierung bei der SPD war von Beginn an professionell inszeniert: Anfangs verlas die Landtagsabgeordnete Claudia-Nell Paul mehrere Grußworte, unter anderem von Klaus Wowereit aus Berlin. Auch der Düsseldorfer DGB-Chef Klaus Reuter durfte seine Solidarität erklären. Nach Verkündung des Wahlergebnisses gab es dann die erwarteten Jubelstürme, der Saal wurde mit lauter Musik beschallt (u.a.: Maceo Parker: "What A Wonderful World"). Dazu versammelten sich die Spitzengenossen auf der Bühne, schunkelten und winkten ins Publikum – fast wie in einem US-Wahlkampf.

Die Parteitagsregie hatte übrigens Kortmann selbst geführt: "Ich überlasse nichts dem Zufall. Und das wird auch im Wahlkampf so sein."

Quelle: WZ Westdeutsche Zeitung Düsseldorf