Oberbürgermeister Joachim Erwin gibt sich zwar gewohnt selbstbewusst, bezeichnet in der International Herald Tribune die IKB als alt und langweilig und die WestLB als Glücksspieler, andere sehen die Entwicklung allerdings vorsichtiger.
Jedes Großunternehmen ist wichtig für den Standort, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Udo Siepmann. Man darf das nicht banalisieren. Schließlich seien ansässige Großkonzerne mit bekannten Namen nicht nur als Imageträger wichtig für eine Stadt. Die sorgen auch für ein ganzes Netzwerk an Dienstleistungsunternehmen, erklärt Siepmann. Genau da könnte der Schaden entstehen, wenn sich bei IKB, WestLB und Metro Entwicklungen einstellen, wie sie sich derzeit abzeichnen.
Entscheidungsgremien werden aufgelöst oder ziehen um
Zwar glaubt niemand, dass alle drei Konzerne mit ihren gut 10 000 Arbeitsplätzen der Landeshauptstadt den Rücken kehren, allerdings könnten die Entscheidungsgremien künftig an anderer Stelle sitzen.
Zum Hintergrund: Erst geriet die Mittelstandsbank IKB ins Wanken, weil sich deren Manager an den internationalen Finanzmärkten verzockt hatten, dann folgte die WestLB. Schließlich stürzte Metro-Chef Hans-Joachim Körber über eine Veränderung der Eigentümerverhältnisse beim drittgrößten Handelskonzern der Welt mit Sitz an der Grafenberger Allee.
Seitdem wird kräftig spekuliert. Die IKB steht zum Verkauf, wie deren Eigentümer bestätigt haben. Mehrere Investoren sollen Interesse bekundet haben. Erhalten diese den Zuschlag, könnte künftig nur noch das operative Geschäft am Rhein bleiben. Ähnlich die WestLB: Dort gilt ein Einstieg der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) als möglich. Sollte das geschehen, fallen die wesentlichen Entscheidungen demnächst in Stuttgart.
Bei der Metro gilt eine Zerschlagung als wahrscheinlich
Bei der Metro hat der neue Vorstandschef Eckhard Cordes angekündigt, dass er den Konzern umstrukturiert. Als wahrscheinlich gilt eine Zerschlagung, wobei die einzelnen Sparten etwa Kaufhof, Media-Markt oder Saturn verkauft werden. Eine Holding, die mit 400 Mitarbeitern an der Grafenberger Allee den Zusammenhalt der einzelnen Sparten organisiert, wäre überflüssig.
Im möglichen Abzug der Entscheidungsgremien sieht man bei der IHK das größte Risiko. Da wo entschieden wird, siedeln sich auch Werbeagenturen, Finanzdienstleister oder Kommunikationsunternehmen an, sagt Siepmann. Nicht zufällig ist Düsseldorf in diesen Branchen stark.
Dazu profitiert das gesellschaftliche Leben. Die Vorstandsetagen von Banken und Großunternehmen ziehen eine gut gebildete und verdienende Klientel an, die hier arbeitet und in der Freizeit zum Einkaufen wiederkommt, weil sie die Stadt kennt. Auch im Wirtschaftsförderungsamt gibt man zu: Im Moment kommen die schlechten Nachrichten geballt. Dennoch verlässt man sich auf die starken Standortfaktoren: Nirgendwo in Deutschland haben Sie eine so gute Infrastruktur und erreichen in so kurzer Zeit so viele Menschen, sagt Wirtschaftsförderer Martin Neumann.
Während die Branchenriesen in teils hausgemachten Turbulenzen, tut sich bei den mittleren Banken einiges. Düsseldorf ist der einzige deutsche Bankenplatz, an dem die Zahl der Arbeitsplätze zunimmt und damit die Nummer zwei unter den Bankenstandorten.
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Quelle: Westdeutsche Zeitung Düsseldorf